In der Welt der deutschen Talkshows sind Wirtschaftsvertreter und CEOs seltene Gäste. Ob bei Maischberger, Lanz, Miosga oder Illner: Nur wenige Top-Manager wagen sich vor die Kamera, um sich den oft kritischen Fragen der Moderatoren und des Publikums zu stellen. Zu den Ausnahmen zählen prominente Namen wie Joe Kaeser, der ehemalige CEO von Siemens, Herbert Diess, der Chef von Volkswagen, Wolfgang Grupp von Trigema und Dirk Roßmann, der Gründer der Drogeriekette Rossmann. Doch warum scheuen die meisten Wirtschaftsführer diese Bühne?
Welche Herausforderungen an die Kommunikationskompetenz werden gestellt?
Die Gründe dafür sind vielfältig. Erstens ist das Risiko hoch, in einer solchen Sendung negativ dargestellt zu werden. Talkshows sind oft darauf ausgerichtet, Konflikte und kontroverse Meinungen zu präsentieren. Wirtschaftsvertreter, die in der Regel nüchtern und faktenorientiert kommunizieren, laufen Gefahr, in einer emotional und mitunter moralisch aufgeladenen Atmosphäre missverstanden oder gar öffentlich angeprangert zu werden. Zweitens erfordern Talkshows eine hohe Kommunikationskompetenz.
Die Kunst, komplexe wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich und gleichzeitig präzise darzustellen, ist anspruchsvoll. Viele CEOs sind zwar Experten auf ihrem Gebiet, aber nicht zwangsläufig geübt darin, ihre Botschaften in einem für Laien verständlichen Format zu vermitteln.
Warum sorgen sich Teilnehmer Sorge um ihr Firmenimage?
Ein weiterer Grund ist die Sorge um das Firmenimage. Ein ungeschickter Auftritt kann dem Ruf eines Unternehmens erheblich schaden. In Zeiten von Social Media verbreiten sich missglückte Aussagen schnell und können nachhaltige Schäden verursachen. Daher ziehen viele Wirtschaftsführer es vor, im Hintergrund zu bleiben und ihre Kommunikation über wohlüberlegte Pressemitteilungen und gezielte Interviews zu steuern.
Welche Chancen bietet ein Talkshow-Auftritt?
Trotz dieser Bedenken kann ein Auftritt in einer Talkshow für Unternehmensvertreter sinnvoll sein. Erstens bietet er die Gelegenheit, direkt mit einer breiten Öffentlichkeit zu kommunizieren und das Unternehmen und seine Positionen zu präsentieren. In einer Zeit, in der Vertrauen und Transparenz immer wichtiger werden, kann dies das Image des Unternehmens stärken und Sympathien gewinnen.
Zweitens kann ein CEO durch eine überzeugende Performance als authentische und zugängliche Führungspersönlichkeit wahrgenommen werden, was sowohl die interne als auch die externe Reputation verbessern kann.
Wie können sich Manager professionell auf Talkshows vorbereiten?
Um auf eine Talkshow bestmöglich vorbereitet zu sein, durchlaufen viele Manager spezielle Kommunikationstrainings. Diese beinhalten mehrere Komponenten:
Medientraining
Hier lernen die Teilnehmer, wie sie ihre Botschaften klar und prägnant formulieren. Simulierte Interviews und Rollenspiele helfen dabei, spontane Antworten zu üben und Sicherheit vor der Kamera zu gewinnen.
Gezielte Talkshow-Trainings
Diese spezialisierte Form des Trainings fokussiert sich auf die Besonderheiten und Dynamiken von Talkshows. Im geschützten, vertraulichen Rahmen wird eine Talkshow mit mehreren Teilnehmern und kontroversen Positionen simuliert und eingeübt. Manager lernen, wie sie in der hitzigen Atmosphäre einer Talkshow ruhig und souverän bleiben können und ihre Botschaften geschickt im Gesprächsverlauf platzieren.
Körpersprache und Präsenz
Ein großer Teil der Kommunikation läuft nonverbal ab. In diesen Trainings wird vermittelt, wie man durch eine positive Körpersprache und eine selbstbewusste Ausstrahlung überzeugt.
Zielgruppenorientierung
Wirtschaftsvertreter müssen verstehen, wer ihr Publikum ist und wie sie ihre Botschaften so formulieren, dass sie bei den Zuschauern ankommen. Dies beinhaltet auch die Fähigkeit, komplexe Sachverhalte einfach und verständlich zu erklären.
Erfolgreiche Beispiele: Grupp und Roßmann
Wolfgang Grupp von Trigema und Dirk Roßmann sind Beispiele dafür, wie ein erfolgreicher Auftritt in einer Talkshow das Firmenimage positiv beeinflussen kann. Wolfgang Grupp überzeugt regelmäßig durch seine direkte und authentische Art, die bei den Zuschauern gut ankommt und Trigema als bodenständiges, familiengeführtes Unternehmen positioniert. Dirk Roßmann nutzt seine Auftritte, um seine Sichtweisen zu gesellschaftlichen und umweltpolitischen Themen zu teilen, was das Image von Rossmann als sozial engagiertes Unternehmen stärkt.
Fazit
Insgesamt bleibt festzuhalten: Auch wenn die Teilnahme an einer Talkshow mit Risiken verbunden ist, bietet sie doch enorme Chancen. Mit der richtigen Vorbereitung und einer durchdachten Kommunikationsstrategie können Wirtschaftsvertreter ihr Unternehmen erfolgreich präsentieren und das Vertrauen der Öffentlichkeit gewinnen.